Auf Regenbögen gehen

Als ich vor 35 Jahren nach Osnabrück kam – in eine Stadt, die sich „Friedensstadt“ nennt und viel dafür tut, diese Selbstverpflichtung mit Leben zu füllen – habe ich mir nicht nur eine neue Stadt erschlossen, sondern auch das Werk des Schriftstellers Erich Maria Remarque, der hier geboren wurde.


Der Anti-Kriegs-Autor, 1928 schrieb er „Im Westen nichts Neues“, einen schonungslos harten Roman über die Schrecken des Ersten Weltkriegs - nach der Bibel, heißt es, das meistübersetzte Buch der Welt – hat mich seither in vielen meiner künstlerischen Projekte beschäftigt.


Indem er den Krieg als Schrecken schildert, weckt er in uns die Sehnsucht nach dem Frieden. Das war mir immer Vorbild.


In „Auf Regenbögen gehen“ mache ich, einmal mehr, diese Sehnsucht selbst, und das sehr wörtlich, (be-)greifbar. Eine Botschaft, die, denke ich, gerade in Tagen elementarer Verunsicherung durch die Covid-19-Pandemie besondere Relevanz erhält. Es ist eine Botschaft für das Miteinander. Es ist eine Botschaft gegen Zustände, die Menschen haltlos werden lassen, angstvoll, hoffnungsleer. Leben, und Überleben, zeigt sie, ist nur als Gemeinschaft möglich.


Deshalb habe ich mir für den Start von „Auf Regenbögen gehen“ einen ganz besonderen Tag ausgesucht: den 50. Todestag von Remarque, den 25. September 2020.


Deshalb setze ich für „Auf Regenbögen gehen“ einen poetischen, hoffnungshellen Satz von Remarque ein: „Auf Regenbögen gehen – wer kann es? Niemand. Aber es ist genug, wenn man die Sehnsucht hat.“ Er stammt, sinngemäß, aus Remarques Roman „Der schwarze Obelisk“.


Deshalb setze ich für „Auf Regenbögen gehen“ auf den Werkstoff Keramik. Durch Keramik definieren sich viele der frühesten Kulturen der Welt; Keramik ist unvergänglich. Zudem spiegelt mein Werkstoff den symbolischen Anspruch, den die Kunst, die Kultur, erhebt: in Zeiten von Covid-19 nicht nur als Problem gesehen zu werden, nicht nur als Kostenfaktor, sondern Teil der Lösung zu sein, Teil eines gesamtgesellschaftlichen Gewinns.


Ich bin Keramiker. Ich liebe diesen uralten Werkstoiff, der noch überdauern wird, wenn alle Computer dieser Welt bereits Vergangenheit sind.


Und es sind Sätze wie „Auf Regenbögen gehen ...“, die mir die Kraft geben, jeden Tag aufs Neue, mich dem Leben zu stellen, mit all seinen Widernissen.


„Auf Regenbögen gehen“ besteht, im ersten Schritt, aus 1000 Keramikscherben, die auf ihrer Vorderseite den Text tragen: „Auf Regenbögen gehen – wer kann es? Niemand. Aber es ist genug, wenn man die Sehnsucht hat.“


Am (und ab dem) 25. September 2020 werden sie in Osnabrück verteilt. 200 von ihnen werden, per Magnet, zur freien Mitnahme an Laternenpfählen haften, rund um das Osnabrücker Rathaus. Hunderte andere verteilen Osnabrücker Apotheken an ihre Kunden - eine heilsame Tat, ausgehend von Orten der Heilung.


Sehnsucht zu verschenken, die sich verbreitet und verbreitet und verbreitet und verbreitet und verbreitet: Symbolhaft in Zeiten, in denen ein gefährliches Virus uns alle verunsichert.


Auf der Vorderseite der Scherbe, ebenfalls, stark stilisiert: die Feder, als Bild der Wahrheit und Wahrhaftigkeit, als Bild der Leichtigkeit. Nicht erst seit der abendländischen Antike steht sie dafür.


Wer die Scherbe mitnimmt, entdeckt auf ihrer Rückseite eine Aufforderung: „Bitte verschenken Sie diese Scherbe weiter und weiter und weiter und weiter und weiter...“ Die Scherben wandern also - vielleicht um die ganze Welt (eine englischsprachige Version ist im Atelier Trieb erhältlich, gegen einen Unkostenbeitrag; ein weiteres Kontingent entsteht in Kürze in Blindenschrift).


Wir leben in einer Zeit zunehmender Digitalisierung; auch sie verbreitet sich wie ein Virus. „Auf Regenbögen gehen“ stellt sich dem, bewusst archaisch, analog entgegen. Mit einer Botschaft, die auch dann noch weitergegeben werden kann, dauerhaft, verlässlich, persönlich, wenn jeder andere Weg versperrt ist.


Zu „In Regenbögen gehen“ existiert sowohl ein gleichnamiger Facebook- als auch ein gleichnamiger Instagram-Account. Wer einen Kommentar abgeben möchte, oder Fotos einreichen, die in Bezug zu einer der Scherben stehen – ich würde mich freuen.


Das Projekt wird gefördert von der Stadt Osnabrück.

Das Projekt wird gefördert von Osnabrücker Apotheken.

Das Projekt wird gefördert von der Remarque-Gesellschaft, Osnabrück.

Das Projekt wird gefördert vom Remarque-Friedenszentrum, Osnabrück.

Dafür herzlichen Dank!


Ab dem 25. September 2020 zeige ich auf dem Osnabrücker Ratshausplatz, in Sichtweite des Remarque-Friedenszentrums, flankierend mein Objekt „White root“. Am 7. Mai 2020 habe ich es erstmalig präsentiert, vor dem Brandenburger Tor; danach stand es vor der Berliner Gedenkstätte Karlshorst.


Es besteht aus dem mit weißer Farbe besprayten Wurzelteller einer 211 Jahre alten Eiche, schwebend in einem Stahlgerüst, ergänzt um zwei längs durch Flacheisen beschwerte Textbänder, 50 m und 18 m lang, mit roter Schrift auf weißem Grund.


Das 18 m lange Band trägt die Aufschrift „Wir wollen noch einmal anfangen, an das Leben zu glauben.“ Ein Zitat von Remarque. Das 50 m lange Band trägt die Aufschrift „Diese Wurzel soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Sie soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam.“ Ein Zitat in Abwandlung der Vorrede des Romans „Im Westen nichts Neues“.


Die Wurzel, ursprünglich entstanden als Erinnerung, an den 8. Mai 1945, den „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus, den Tag der Kapitulation der Wehrmacht und damit des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, ist eine Friedensmahnung.


Der Wurzelteller ist ein Sinnbild dafür, dass kein Mensch eine Insel ist. Dass wir alle gemeinsame Wurzeln haben. Dass gemeinsame Wurzeln bedeuten: Unteilbares Miteinander. Dass Leben, und Überleben, nur als Gemeinschaft möglich ist. Gerade auch in Zeiten von Corona.


Beteiligte Apotheken:

Brunnen-Apotheke Meller Landstr. 50 49086 Osnabrück

Rehm-Apotheke Rehmstr. 39 49080 Osnabrück

Mönkemarkt-Apotheke Mönkediekstraße 8-10 49088 Osnabrück

Hasterberg Apotheke Eberleplatz 4 49090 Osnabrück

Stern-Apotheke Bramscher Straße 29 49088 Osnabrück

Schloss-Apotheke Apostelstr. 1 49082 Osnabrück

Einhorn-Apotheke am Heger Tor Lotter Str. 5 49078 Osnabrück

Apotheke am MHO Bischofsstraße 28 49074 Osnabrück

Neumarkt Apotheke Öwer de Hase 1 49074 Osnabrück

Nikolaus Apotheke Große Straße 18 49186 Bad Iburg

Schinkel Apotheke Schützenstraße 66 49084 Osnabrück

Atlas Apotheke Lotter Str. 15 49078 Osnabrück

Apotheke am Klinikum Am Finkenhügel 3 49076 Osnabrück

 

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Walk on Rainbows

When I came to Osnabrück 35 years ago - to a city that calls itself „City of Peace“ and does much to fill this commitment with life - not only have I opened up a new city myself, but also the work of the writer Erich Maria Remarque who was born here.


In 1928 the anti-war author wrote „All Quiet On The Western Front“, one relentless hard novel about the horrors of World War I – apart from the Bible, it is said to be the most translated book in the world – and one which has kept me engaged in many of my artistic projects since then.


By portraying war as a horror, he arouses in us a longing for that Peace. That was always a role model for me.


In “Walk on Rainbows” I, once more, express this longing myself, literally and tangibly. A message that I think will be more basic, especially in the days of uncertainty caused by the Covid 19 pandemic is of particular relevance. It is one message for togetherness. It is a message against conditions that could lead people to become, fearful, hopeless. Life, and survival, it shows, is only possible as a community.


That‘s why I have selected a very special day for the start of “Walk on Rainbows”: the 50th anniversary of Remarque‘s death, September 25, 2020.


That‘s why I use a poetic, hopeful sentence for “Walk on rainbows” from Remarque: “Walk on rainbows - who can do it? Nobody. But it is enough when you have the longing.” It comes from Remarque‘s novel “The Black obelisk ”.


That is why I use ceramic as a material for “Walk on rainbows”. Through ceramics many of the world‘s earliest cultures define themselves; Ceramic is immortal. Besides, my material reflects the symbolic claim that art, culture, makes: in times of Covid-19 not only to be seen as a problem, not only as a cost factor, but to be part of the solution, part of a benefit for society as a whole.


I am a ceramist. I love this ancient material that will endure when all the computers in this world are a thing of the past. And there are sentences like „Walk on rainbows ...“ that give me the strength to face life with all its obstacles every day.


„Walk on rainbows“ consists, in the first step, of 1000 ceramic shards that opens up with the text: “Walk on rainbows - who can do it? Nobody. But it is enough when you have the longing.”


They will be distributed in Osnabrück on (and from) September 25, 2020. 200 of them will be attached to lampposts by magnet, to be taken away, around the Osnabrück City Hall. Hundreds of others are to be distributed to Osnabrück pharmacies to their customers - a healing act, starting from places of healing.


To give away longing that spreads and spreads and spreads and spreads and spreads: symbolic in times when a dangerous virus is unsettling us all.


On the front of the shard, also strongly stylized: the pen, as an image of truth and truthfulness, as a picture of lightness. Not only since Western antiquity has this been so.


If you take the shard with you, you will see a request on its back: “Please regift this shard and on and on and on and on ... ”The broken pieces are wandering - maybe around the world (an English version is available in the Trieb studio for a fee; another batch is also to be created shortly in Braille).”


We live in a time of increasing digitilisation; it too is spreading like a virus. “Walk on rainbows” contrasts this, deliberately archaic, analog. With a message that can then still be passed on, permanently, reliably, personally when every other path is blocked.


There is a Facebook page of the same name as well as a „Walk on rainbows“ section Instagram account of the same name. Who would like to leave a comment, or photos that are related to one of the shards - I would be delighted.


The project is funded by the city of Osnabrück.

The project is funded by Osnabrück pharmacies.

The project is funded by the Remarque Society, Osnabrück.

The project is funded by the Remarque Peace Center, Osnabrück.

Thank you very much for that!


From September 25, 2020 I will be displaying at the Osnabrück Ratshausplatz, within sight of the Remarque Peace Center, flanking my object „White root“. On May 7, 2020 I presented it for the first time, in front of the Brandenburg Gate; then it stood before the Berlin Memorial Karlshorst.


It consists of the root plate of a 211 year old oak sprayed with white paint, floating in a steel frame, supplemented by two weighted lengthways by flat iron Text ribbons, 50 m and 18 m long, with red writing on a white background.


The 18 m long ribbon bears the inscription “We want to start all over again – to believe in life”A quote from Remarque. The 50 m long tape bears the inscription “This Root should not be an indictment or a confession. You should just attempt to tell the story of a generation that was destroyed by the war - even if it escaped the grenades. ”A quote modified from the preface to the novel “In the West nothing new„


The root, originally created as a reminder, of May 8, 1945, the “Day of Liberation” from National Socialism, the day of the surrender of the Wehrmacht and with it of the end of the Second World War in Europe is a reminder for peace.


The root plate is a symbol that no one is an island. That we all have common roots. That common roots mean: indivisible together. That life, and survival, is only possible as a community. Especially in times of Corona.


Participating Chemists:

Brunnen-Apotheke Meller Landstr. 50 49086 Osnabrück

Rehm-Apotheke Rehmstr. 39 49080 Osnabrück

Mönkemarkt-Apotheke Mönkediekstraße 8-10 49088 Osnabrück

Hasterberg Apotheke Eberleplatz 4 49090 Osnabrück

Stern-Apotheke Bramscher Straße 29 49088 Osnabrück

Schloss-Apotheke Apostelstr. 1 49082 Osnabrück

Einhorn-Apotheke am Heger Tor Lotter Str. 5 49078 Osnabrück

Apotheke am MHO Bischofsstraße 28 49074 Osnabrück

Neumarkt Apotheke Öwer de Hase 1 49074 Osnabrück

Nikolaus Apotheke Große Straße 18 49186 Bad Iburg

Schinkel Apotheke Schützenstraße 66 49084 Osnabrück

Atlas Apotheke Lotter Str. 15 49078 Osnabrück

Apotheke am Klinikum Am Finkenhügel 3 49076 Osnabrück

 

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