Hauptbahnhof Osnabrück

Zwischenlagerung zur Verarbeitung
Zuschnitt
Objektskizze
Objektskizze
Tagungstisch der Außenministerkonferenz am 14./15. April 2015 in Lübeck
Zwillingstisch
Tagungstisch
Tagungstisch

Zeitzeugen klagen an:

Temporäre Mahnmale zum Thema „1914/1918 - Hundert Jahre Erster Weltkrieg“

32 Eichenstämme, als Symbol für die 32 Unterzeichnerstaaten des Versailler Friedensvertrags, in ihnen das Metall von Geschossen: Zeitzeugen sind sie, Zeugen der Westfront. Sie haben es überdauert, das Grauen jenes Krieges, dessen Beginn sich 2014 zum 100. Mal jährt.

32 Blöcke aus dem Holz kriegsgezeichneter Eichen, auf ihnen 32 Texte zum Krieg: Zitate aus Kapitel 6 des Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Texte, die eine Botschaft verdichten, die zeitlos ist: Nie wieder!

Auch die Zahl 32 geht aus diesem Zusammenhang hervor - Angriff, Gegenangriff: nur 32 Soldaten überleben („Wir waren 150 Mann. Jetzt tappt eine kurze Reihe von 32 Mann in den Morgen hinaus.“)

32 Eichenblöcke, potenziert um die assoziative Kraft des urbanen Raums. Allein, zu mehreren an Orten der Stadt platziert, die mit dem Geschehen von vor 100 Jahren in Zusammenhang stehen, weisen sie weit über ihre historische Dimension hinaus in Gegenwart und Zukunft.

Den Vorplatz der Johanniskirche haben wir als Standort gewählt, weil sie einer der Orte der Bekanntmachung des Mobilmachungsbefehls war, 1914, und später ein Metallsammelplatz, für die Geschütz- und Munitionsproduktion. Die Große Straße? Hier sind Regimenter marschiert. Der Hauptbahnhof? Von hier rollten Transporte an die Front. Die Caprivikaserne? Hier erhielt Remarque seine militärische Grundausbildung. Der Jahnplatz? Hier fertigte die Kromschröder AG Bombenzünder. Das Marienhospital, die AMEOS-Kiliniken? Sie waren  Lazarette.  Immelmann- und Richthofenweg? Zwei Jagdflieger. Das Schloss? Hier fanden Vereidigungen statt. Der Wulfter Turm? Felddienstübungen ...

Alle 32 Installationen zeigen die Form eines länglichen Blocks, keine gleicht dabei exakt der anderen. Die Blöcke werden mit der Kettensäge ausgearbeitet, Geschoss-Splitter dabei herausmodelliert. Eingefügt in jede Installation sind Texte aus Eisenblech.

Die Botschaft der Stämme, der Texte, der Orte erschließt sich dem Passanten rein assoziativ. Keiner der Blöcke erklärt seine Herkunft, keiner der Texte die seine. Nachdenken ist gefordert, Nachdenklichkeit.

32 Installationen, die vier Jahre lang verweilen, von 2014 bis 2018. Ihre Größe: 0,5 x 0,5 x 1,6 m. Der Titel "Damals nicht, jetzt nicht, niemals!" stammt von Truus Menger, einst im niederländischen Widerstand gegen die NS-Okkupation. Die 32 Texte sind teils freie Bearbeitungen des Remarque-Originals.

Das Eichenholz stammt aus der Region um Hirtzbach, Elsass. Im Ersten Weltkrieg war die Region erbittert umkämpft. Die Gefechte waren so heftig, mit oftmaligen Geländeverlusten und -gewinnen auf beiden Seiten, dass die Bewohner von Hirtzbach, an dessen westlichem Rand lange die Hauptkampflinie verlief, Mitte Dezember 1915 evakuiert wurden.

Flankierend, im Landkreis Osnabrück: „Schüler gestalten (für) den Frieden“. Volker-Johannes Trieb stellt Schulklassen Blöcke desselben Eichenholzes zur freien Gestaltung zur Verfügung – für ein eigenes künstlerisches Zeichen zum Thema „Krieg und Frieden“ und „100 Jahre Erster Weltkrieg”.

Flankierend, in Osnabrück und anderen Städten der Region: „Auf dem Feld die Toten“, eine Installation aus einer durch weißrotes Flatterband umgrenzten Fläche von 20 x 20 Metern, auf der 32 verschieden große Blöcke des Hirtzbach-Holzes liegen. Das Flatterband trägt den sich wiederholenden Text: „Und langsam häufen sich auf dem Feld die Toten“ aus „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Die Zahl 20 steht für die 20 Millionen Toten des Ersten Weltkriegs. 400 Quadratmeter, die den Betrachter zum Betreten einladen und die als Bühne für themenbezogene Lesungen, Performances, Konzerte dienen.

Den Flyer zu diesem Projekt können Sie hier downloaden. Ebenso gibt es zu dem "Zwillingstisch" zum Tagungstisch der Außenministerkonferenz am 14./15. April 2015 in Lübeck einen Text, den Sie hier herunterladen können.